Kauf von Skischuhen: Auf diese Punkte solltest Du achten

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Schön sehen sie alle aus, die neuen Skischuhe in den Regalen der Sportfachgeschäfte. Aber worauf kommt es wirklich an, wenn man sich neue Skischuhe zulegen will? Wir stellen euch Tipps und Tricks zur Verfügung und erklären euch, auf welche Punkte ihr beim Kauf von Skischuhen achten müsst.

1. Auf der Suche nach dem perfekten Halt

Das Wichtigste bei Skischuhen ist der perfekte Halt. Durch die Stiefel wird die Kraft der Beine auf den Ski übertragen – je besser die Schuhe also sitzen, desto besser ist die Steuerung. Durch einen unstabilen Stand oder einen zu weichen Schuh verschlechtern sich nicht nur die Fahreigenschaften, sondern es wächst auch die Gefahr von Stürzen und Verletzungen.   „Wenn die Schuhe nicht passen, schnalle ich sie eben enger“, hört man häufig. Doch das ist ein fataler Irrglaube.

Durch das extrem enge Schließen der Schnallen wird der Fuß gequetscht – kalte und schmerzende Füße sind die Folge. Experten gehen davon aus, dass etwa 90% der Skifahrer zu große Schuhe tragen. „Wenn es irgendwie die Möglichkeit gibt, die Schuhe zu testen, sollte diese Chance unbedingt wahrgenommen werden“, bringt es Schorsch Reindl, Sales Manager Germany von Dynafit auf den Punkt. „Das Einzige, was beim Skischuh zählt, ist die perfekte Passform.“ Aber wie findet man den optimalen Schuh?  

2. Worauf achten beim Kauf von Skischuhen?

Grundsätzlich sollte man im Hinterkopf behalten, dass die menschlichen Füße über den Tag hinweg um bis zu eine halbe Nummer größer werden, da sich die Blutgefäße mit der Zeit weiten. Um ein gutes Mittelmaß zu finden, sollten Schuhe möglichst morgens oder mittags anprobiert werden, denn nicht nur die Füße weiten sich, sondern nach zwei bis drei Skitagen auch die Schuhe – teilweise ebenfalls um eine halbe Nummer. Am besten wird der Schuh dann mit jenen Socken anprobiert, die im Skialltag auch genutzt werden. Hier empfehlen sich unbedingt Funktionssocken. Sie sind an den neuralgischen Stellen gepolstert und nehmen zudem optimal den Schweiß auf. Allerdings sollte auch nicht mit den dicksten Expeditionssocken getestet werden – tendenziell empfehlen sich eher dünne Socken, da sich die Schuhe ja noch etwas weiten.

Auf Druckstellen achten

Steckt man einmal in den Schuhen, sollten die Schnallen nach und nach von unten nach oben geschlossen werden. Hier ist es wichtig, dass keine Druckstellen entstehen, der Fuß aber dennoch maximalen Halt hat. Speziell die Ferse und der Mittelfuß müssen absolut fest sitzen. Rutscht die Ferse nach oben oder ist der Halt an den Seiten nicht fest, spricht das eindeutig gegen den Schuh. Wenn dann die kleinere Größe vorne zu wenig Platz bietet, besitzt das Modell einfach die falsche Passform.Am besten kann die richtige Passform getestet werden, wenn man etwas in die Knie geht und sich in alle Richtungen mehrmals neigt. Viele Fachgeschäfte haben auch die Möglichkeit, das Stehen in der Skibindung zu proben und verschiedene Körperpositionen zu simulieren.

Übrigens: Beim Kauf von Skischuhen sollte jeder viel Zeit mitbringen, denn die Schuhe sollten mindestens 20, besser noch 30 Minuten getragen werden. Erst dann kann man ein ernsthaftes Testurteil bilden. Und noch etwas: Sollte man bereits bei der ersten Beratung das Gefühl haben, dass es sich beim Verkäufer um keinen Experten handeln, sucht am besten ein anderes Geschäft auf. Ein kompetenter Berater misst nicht nur die Fußlänge, sondern achtet auch auf Breite und individuelle Form des Fußes (hoher Rist/Spann, breiter Ballen, Hallux etc.). An einen unpassenden Ski gewöhnt man sich mit der Zeit – schmerzende Füße wegen unpassender Schuhe hingegen kann man nicht so einfach ausblenden.

3. Heutzutage schon Standard: Skischuh-Anpassung

Heutzutage bieten fast alle Skischuh-Hersteller die Möglichkeit, ihre Modelle mit meist wärmebasierten Methoden (Thermoverformung/Bootfitting) an den Fuß individuell anzupassen. Vacuum Fit bei Fischer, C.A.S. Liner und Shell bei Tecnica, Form Fit oder Liquid Fit bei HEAD, Memory Fit bei Atomic, Integrated Tech Fittings bei K2, Custom Heat Technology bei Salomon – die Namen sind sehr unterschiedlich, die Technik meist ähnlich. Auch hier: Geht beim Kauf von Skischuhen in ein Fachgeschäft und informiert euch, ob Schale und Innenschuh angepasst werden können und wie das Ganze funktioniert. Dann solltet ihr am Ende auch einen Skischuh in der Hand haben, der genau zu eurer Fußform passt.

4. Die wichtigsten Schuhkategorien im Überblick

Komfort:

Komfort-Schuhe zeichnen sich durch eine einfache Bedienung und die Bequemlichkeit aus, denn sie sind in erster Linie weich und warm. Die Kraftübertragung von den Beinen in den Ski wird dadurch allerdings erschwert.

Allround:

Allround-Skistiefel versuchen einen Kompromiss aus Komfort und Performance zu schaffen. Der Innenschuh ist verhältnismäßig bequem, die Schale jedoch schon etwas härter. Der Flex ist tendenziell etwas größer, was wiederum eher für eine sportliche Fahrweise spricht.

Performance/Racer:

Die steife Schale gibt Fahrbefehle sensibel und ohne Umwege sofort weiter. Je fester der Schuh also ist, desto fester und dünnwandiger der Innenschuh. Da spricht es für sich, dass diese Stiefel meist nicht gerade außerordentlich bequem sind. Extrem hoher Flex.

Freeride/Freestyle:

Bei dieser Kategorie ist der Flex wiederum recht gering. Die Beweglichkeit und eine gedämpfte Schale stehen hier im Vordergrund. Letzteres hat vor allem zum Ziel, harte Stöße und Schläge etwas abzufangen und die Knochen des Fahrers so möglichst zu schonen.

Tourenschuhe:

Der Aufstiegskomfort spielt hier eine ausschlaggebende Rolle. Ziel ist es, eine möglichst große Schaftrotation zu erreichen, damit die Schrittlänge nicht eingeschränkt wird, wodurch wiederum Kraft eingespart wird. Auch das minimale Gewicht ist eine wichtige Komponente. Dennoch darf auch bei der Abfahrtsperformance nicht gespart werden – die Schuhe müssen optimalen Halt geben, damit der Fahrer in jeder Schneeart sicher abfahren kann. Je nach Fokus des Sportlers kann man in der breiten Palette an Ski-Tourenschuhen.

Skischuhe für Frauen:

Diese Schuhe sind der Anatomie der Ladies angepasst: Schmale, weiche Schale trifft auf niedrigen Schaft und schmale Ferse. Natürlich sind sie zudem möglichst warm und haben häufig einen etwas weicheren Flex.

5. Tipps: Kauf von Skischuhen Online

Um perfekt passende Skischuhe für den nächsten Winterurlaub zu kaufen, lohnt sich natürlich immer eine Beratung im Sportfachgeschäft. Für viele ist es jedoch einfacher, eine ausführliche Internetrecherche zu absolvieren und dann den Weg zum Onlinegeschäft einzuschlagen. Beim Kauf von Skischuhen Online sollte darauf geachtet werden, dass ein Retourenrecht vom Händler angeboten wird und der Artikel nach der Anprobe, ohne Probleme wieder zurückgesendet werden kann. Vorzugsweise sollte sollte ein Händler ausgewählt werden, der zudem auch die Portokosten für alle Retouren übernimmt. Skischuhe sind massiv und im wiegen im Schnitt knapp 5kg pro Paar, was die eigenständige Bezahlung an Portokosten in die Höhe treiben kann.

6. Gebrauchte Skischuhe kaufen?

Eine komplette Ski-Ausrüstung ist teuer. Aus diesem Grund geht für viele beim Kauf der Gedanke zum Second-Hand. Eine gebrauchte Ski-Ausrüstung lohnt sich vor allem für Kinder und Jugendliche, die sich noch in der Wachstumsphase befinden. Eine ausführliche Kaufberatung für die richtige Skilänge für Kinder findet ihr HIER. Daher ist es auch sinnvoll, die Skischuhe im gebrauchten Zustand für die Nachwuchs-Fahrer zu kaufen. Je „jünger“ oder „neuer“ die Modelle, umso besser. Denn häufig sind die Skischuhe nur eine Saison alt.

Beim Second-Hand-Kauf sollte als erstes ein Blick auf die Kunststoffschale geworfen werden. Jene ist dem Alterungs- und Abnutzungsprozess stark ausgesetzt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Beschaffenheit der Schuhsohle. Die Schuhsohle stellt einen wichtige Funktion der Bindung dar. Es kann keine ideale Kraftübertragung zur Bindung stattfinden, sollte die Sohle stark abgelaufen sein.

Vorteile:

  1. Preislich günstiger

Nachteile:

  1. Hygiene vom Vorbesitzer unbekannt
  2. Skischuh kann Mängel aufweisen die beim Kauf verschwiegen werden
  3. Meist bietet der Händler kein Retourenrecht an

Unser Tipp: Second-Hand sollte nur gekauft werden, wenn sie sich hervorragend auskennen. Generell sollte von einem Gebrauchtkauf aber lieber abgesehen werden. Sind die Schuhe acht Jahre oder älter, kann die Schale brechen und für den Fahrer gefährlich werden.

Zudem bietet ein neuer Skischuh immer den Vorteil, dass er vorkonfektioniert ist. Das heißt,  die individuelle Form – sozusagen den individuelle „Fußabdruck“ vom Fahrer – bekommt er erst durch das Tragen. Wenn dieser Fußabdruck beim Gebrauchtschuh schon eingetragen ist, wird er sich Fuß des Käufers nicht mehr oder nur sehr schwer anpassen.

7. Begriffserklärungen

Mondopoint (MP)

Mondopoint, Mondo oder kurz MP ist ein genormtes Schuhgrößensystem, das sich auf die Fußlänge in Millimeter bezieht. Um die eigene Mondogröße herauszufinden, hält man sich am besten an das folgende Schema:

1. Der Fuß wird mit den gewöhnlichen Skisocken auf ein Blatt Papier gestellt
2. Mit einem senkrecht gehaltenen Stift wird der Fuß umfahren
3. Nun wird die Länge zwischen Spitze und Ferse gemessen
4. Zum Abschluss werden noch etwa fünf Millimeter hinzugerechnet und auf die nächste Mondogröße aufgerundet.

Übrigens: Zwar handelt es sich bei Mondopoint um ein genormtes System – wie jedoch die Hersteller diese Zahlen auf ihre eigenen Leisten übertragen, ist individuell und von Firma zu Firma unterschiedlich.

Flex

Der Flex-Wert ist ein Indikator für die Steifigkeit des Schafts nach vorne. Je höher der Wert und je sportlicher der Fahrstil, desto größer ist der Widerstand am Schienbein. Durch einen hohen Wert erhält man zwar eine bessere Kontrolle des Skis, hat aber auch weniger Beweglichkeit im Sprunggelenk. Allerdings sollte man bei der Wahl des individuellen Flex-Wertes auch beachten, dass einerseits das Eigengewicht dabei eine wichtige Rolle spielt und andererseits sich die Steifigkeit des Schuhs bei kalten Temperaturen um bis zu 20% verändern kann – ist es richtig kalt draußen, wird der Schuh spürbar härter. Und auch hier gilt wieder: Der Flex ist nicht genormt, ist also von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Ein Vergleich ist hier also nur sinnvoll, um innerhalb einer Marke herauszufinden, welches Modell eher weich oder eher steif ist.

Tabelle mit allen Flex-Werten

Für Männer empfohlener FlexFür Frauen empfohlener Flex
Anfänger60-9060-70
Mittelstufe90-11070-90
Fortgeschrittenab 110ab 90
Profis140-150140-150

Leisten

Leisten spielen beim richtigen Kauf von Skischuhen eine entscheidende Rolle. Der Leisten ist eine Form, nach der Schuhbauer ihre Modelle fertigen, und die der Fußform nachempfunden ist. Diese unterscheiden sich (je nach Schuhgröße) natürlich in der Länge, der Form des Schaftes, der Passform und nicht zuletzt auch in der Breite. Bei Skischuhen bekommt man fast immer eine Angabe zum Leisten genannt, zum Beispiel 100mm. Dieser Wert bezieht sich auf die Breite des Schuhs an seiner breitesten Stelle.

Meist unterscheiden die Hersteller zwischen schmaler, normaler und breiter Passform, die Werte differieren etwa zwischen 97mm und 105mm. Wer sehr breite Füße hat und Wert auf Komfort legt, der dürfte mit einem schmalen Schuh keine Freude haben – gleichzeitig will ein sportlicher Skifahrer natürlich keinen Skischuh mit 103mm Leisten fahren, in dem er hin und her „schwimmt“.

8. Fazit: Richtige Kauf von Skischuhen

  1. Richtige Schuhkategorie
  2. Gewicht: Der Schuh sollte nicht zu schwer für den Träger/die Trägerin sein
  3. Innenschuh (beim Kauf gerne mal aus der Schale nehmen und prüfen) und Schale besitzen einen hochwertigen Eindruck in Bezug auf Material und Verarbeitung? Wie sieht es mit dem Velcro-Strap und den Schnallen aus?
  4. Passt der Schuh wie oben beschrieben? Wie einfach ist das An- und Ausziehen? Lässt sich der Fuß mithilfe der Schnallen und des Klettbandes sehr gut am Fuß fixieren, so dass der Fuß eng am Schuh sitzt, ohne dass dieser Druckstellen verursacht.
  5. Lässt sich das Modell vom Fachhändler an den Fuß anpassen? Wenn ja, sollte man diese Option auf jeden Fall wahrnehmen.
  6. Ist der Schuh auch nach längerem Tragen angenehm am Fuß und Schienbein? Ist er nicht zu hart und nicht zu weich, wenn man ihn durchbiegt?
  7. Fühlt ihr euch wohl?   Wenn ja, dann steht einem Kauf nichts im Wege!

 

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